Auf ein waches Auge kommt es an. Eine Zeichnung greift einen Gedanken auf, fängt eine Idee unmittelbar ein. Zeichnungen aus dem Alltagsleben entstehen ohne Generalprobe und doppelten Boden. Vielleicht ist in der Zeichnung eines Augenblicks eine Art Poesie und eine tiefere, komplexere Geschichte verborgen als in Kunstwerken, die Stunden mühsamer Arbeit erfordern.

Ich zeichne, um den Augenblick zwischen einer spontanen Idee und dem zu zeichnenden Objekt so präzise und gleichzeitig so schlicht wie möglich festzuhalten. Manchmal bildet eine Zeichnung die Grundlage für eine detailliertere künstlerische Darstellung, bei der auch andere Techniken zum Einsatz kommen, manchmal bleibt es bei der Zeichnung, einer Idee, die mit der Sprache von Punkt, Linie und Fläche zum Ausdruck gebracht wurde.

Ich liebe die Direktheit des Zeichnens. So kann ich Beobachtungen über jemanden oder etwas mit einfachsten Mitteln grafisch umsetzen und Gedanken schnell und einfach zu Papier bringen. Manche Wahrnehmungen werden in meiner inneren und der äußeren Welt plötzlich eins: eine Beobachtung, eine Metapher, die ich zu erkennen glaube, etwas Komisches oder Trauriges.

Zeichnen ist für mich auch ein Akt der Kommunikation zwischen den wirklich alten und den aktuellen Strömungen in der Kunst. Zeichnungen aus der Vergangenheit lehren mich, den Zeichner der Gegenwart.



Als ich einen Ikea Schuhschrank für unser Zuhause zusammenbaute, was das eine nicht ganz einfache, aber durchaus erfolgreiche Übung unter Zuhilfenahme der illustrierten Aufbauanleitung, die diesem in Einzelteilen gelieferten Massenprodukt beilag.
Diese gezeichneten Anleitungen sind eine elegante Sache. Sie übermitteln komplexe Informationen anhand einfacher Zeichnungen, die Millionen Menschen auf Anhieb verstehen. Entfernt man aus den Bildern etwas, machen sie keinen Sinn mehr. Fügt man etwas hinzu, würden sie unnötig verwirren. Mir gefällt diese sehr reduzierte, ökonomische Art der Bildsprache.
In der Serie „Ikea Suite“ kommen Bildfragmente zum Einsatz, die ich den minimalistischen, schlichten Montageanleitungen entnehme. Alle „Ikea Suite“ Zeichnungen sind mit Graphit (und manchmal etwas Farbe) auf 50,0 x 65,0 cm großer Polyesterzeichenfolie gearbeitet.

In einem Baumarkt in Paris kaufte ich ein Päckchen winzig kleiner, rechteckiger Holzkeile. Sie wirkten auf mich sehr Duchamp-esk. Ich fand heraus, dass man sie am Boden unter Türen schob, um diese offen zu halten. In dem Päckchen befanden sich einundzwanzig Keile in sieben verschiedenen Größen. Die Größen rangierten von circa 1,9 x 2,3 cm bis zum größten Türstopper mit circa 4,9 x 6,1 cm.
Ich nahme diese kleinen Holzkeile aus ihrer Packung und stellte sie in einer langen Reihe, mit den scharfen Kanten nach oben, auf ein Regalbrett. Sie sahen aus wie einundzwanzig leere Kapitel einer Geschichte, die nur darauf wartete, erzählt zu werden.
Mit Collagentechnik gestaltete ich jedes der kleinen keilförmigen Hölzer mit detailreichen, Geschichten erzählenden Bildern, beginnend mit dem „Mann mit der roten Fliege“, dem Erzähler der „Türstopper-Chroniken“.
Mir gefielen die Bilder so sehr, dass ich sie leicht vergrößerte und in Öl auf Holztafeln malte, die ich zuvor mit Gesso grundiert hatte. Und ich zeichnete dieselben Bilder mit Graphitstift auf transparente Tru-Grain Folie (http://www.christophercroft.com/drawings). Der australische Meistergrafiker Basil Hall (http://www.basilhalleditions.com.au) hat diese Zeichnungen sogar auf Kupferstichplatten übertragen und radiert. Im Laufe des Jahres 2017 sollen sie in München gedruckt und ausgestellt werden.